ZüriTipp:
25 Ausgaben und eine Laufzeit von fast fünf Jahren: Das ist keine
schlechte Bilanz für eine Livetalkshow, die mit ihrem Titel im Grunde nichts zu
tun hat. Die «Literaturshow» des Graubündner Zürchers Gion Mathias Cavelty
ist eher ein launiger Themenabend. Zwar wird im Moods jeweils einiges
vorgelesen, der künstlerische Wert des Gegebenen - etwa der Einkaufsliste von
Kurt Aeschbacher oder einer Pornofilmkritik des Genre-Doyens Dickson Deeper -
pendelt jedoch zwischen gering und nicht vorhanden. Zwar kann der Zuschauer fast
immer einiges von Experten lernen, aber meistens über Themen wie Shiatsu für
Haustiere oder Kirschsteinspucken. [...] Zum 25. Jubiläum steht «Im Bann des
Voodoo-Zombies» an, also eigentlich nichts Besonderes. Der logischste Gast wird
Afrika-Kenner David Signer sein, daneben ist der Komiker Walter Andreas Müller
(WAM) geladen und eine gewisse Ida Lobsiger, die über die Kulturgeschichte des
Nachttopfs Auskunft geben soll. Es wird wohl ein weiterer unüblich dreister
Unterhaltungsabend werden. Und das Nebeneinander von Schrillem und obsessiv
Expertenhaftem wird irgendwie auch eine Ahnung von der Fülle des Lebens
vermitteln.
(Dominik Dusek, 9. Februar 2006, anlässlich der 25. Show)
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Bündner
Tagblatt: Gion Mathias Cavelty heisst wohl im Moment der
Lieblingsbündner der Zürcher - Schlange stehen für den Eintritt gehört (...) dazu.
Glück, wer letzte Woche eine Reservation hatte. Die Literaturshow des in Chur
geborenen, in Zürich lebenden Schriftstellers Gion Mathias Cavelty (...) ist
seit der Premiere im April 2001 Kult geworden. (...) Die "quotenbringenden
Hunde" die Meridiantherapie und Samurai-Techniken, aber auch eine
Bauchtänzerin, ein Reich-Ranizki-Fan und die "1000-mal geküsste"
Marietta Jemmi im Lampenschirm sind eigentlich nur dazu da, dem Showmaster
Cavelty zum Ziel zu verhelfen: auf Viktor Giacobbo vorzubereiten, die
"Jacobinische Schreckensherrschaft" vor dessen Antritt unschädlich,
mundtot, zu machen.
Caveltys "Strategie gegen Komiker, die zu lustig sind", geht auf.
Viktor Giacobbo spielt mit, das Publikum darf ihm noch die Füsse küssen. (...)
Wer Happenings, Poetry-Slam und Trash-Kultur favorisiert, kommt auf die
Rechnung, wer "Lüthi und Blanc" vorzieht, soll lieber zu Hause lesen.
Die Veräppelung des Publikums ist vom gerade 30 Jahre alt gewordenen Cavelty,
vom "Endlich Nichtleser"-, "Quifezit"- oder "Ad
absurdum"-Autor Programm; sich gut amüsiert, laut gelacht und viel Rauch
und Bierduft eingeatmet haben am 6. April im "Moods" alle.
(Verena Fiva, 14. April 2004, anlässlich der 16. Show)
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Tages
Anzeiger: (...) seit einiger Zeit setzt Cavelty alles daran, seine literarische Vergangenheit vergessen zu machen, und in seiner
Literaturshow im Moods gelingt ihm das enorm gut. Literatur findet hier nur in ihrer totalen Verkümmerung statt, die Show ist eine reine Informationsmüllschleuder, und als solche war sie schon Kult, bevor das Wort alles bedeutete und somit nichts mehr.
Da sitzt Cavelty also vor einer Dose Red Bull, musikalisch begleitet von den stoischen Schwermetallern der Litterband, rhetorisch wie immer sekundiert von der sprechenden Topfpflanze namens Marvin. «Aida, Tochter des
Pharaos» hiess das Thema am letzten Dienstag, aber das war wieder nur der hochkulturelle Paravent für eine abendfüllende Enzyklopädie des Unfugs, mit Marvin als fachlicher Instanz für völkerkundliche Skurrilitäten.
(...)
(Florian Keller, 8. April 2004, anlässlich der 16. Show)
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NZZ
Ticket: Das ewige literarische Nachwuchstalent Gion Mathias Cavelty
testet seit geraumer Zeit mit der nach ihm benannten Literaturshow den
Unterhaltungswert der Literatur und verwendet dabei seinen ganzen Ehrgeiz
darauf, Stefan Raabs «TV total» in Fragen des schlechten Geschmacks zu
unterbieten. «Aargau - versunkener Planet» lautet das Thema der nächsten
Ausgabe, woran man sehen kann, dass dieses Nachwuchstalent zum Zweck der
Selbstprofilierung noch nicht einmal vor der schnöden Verunglimpfung des
unansehnlichsten, verfemtesten und am schlimmsten von Autobahnen
durchschnittenen und von Atomkraftwerken verstrahlten Kantons zurückschreckt.
Zur Seite stehen werden dem Nachwuchstalent in seiner Suada wider den guten
Geschmack die bewährten Helfer und Rausschmeisser vom Dienst, als da sind: die
sprechende Topfpflanze Marvin mit ihren treuherzigen Zwischenrufen, der
Kabarettist Linus Reichlin, die ehemalige Miss Meteo Schweiz Bettina Walch und
last, but not least die knüppelharte Litterband, die
immer hält, was ihr rabiater Name verspricht. (...)
(rbl., 2. Oktober 2003, anlässlich der 12. Show)
St. Galler Tagblatt:
Appenzell. Im Kronengarten empfing Gion Mathias Cavelty Gäste aus Innerrhoden und der weiten Welt, um sie gegeneinander antreten zu lassen.
(...) Gion Mathias Cavelty, hoch gelobter Jungautor mit Bündner Wurzeln, fungierte als Moderator einer Gesprächsrunde, die mit Augenzwinkern auf ähnliche Literaturshows im Fernsehen schielt. Literatur findet sich seiner Ansicht nach in jedem geschriebenen Werk, wenn nicht offensichtlich, so doch ansatzweise.
(...) Moderator Cavelty führte die Gäste manches Mal auf glattes Parkett. Mit seinem Talent, im richtigen Moment den Satz unvollendet im Raum stehen zu lassen, erzielte er einige Lacher, und mit seiner geschickten Fragestellung verleitete er seine Gäste zu manch unfreiwilligen Pointen.
Der Zusammenstoss der Kulturen ging über die Bühne mit einem plakativ agierenden Zürcher Schicki-Micki-Typen und dem Prachtappenzeller Sebastian Fässler. Talerschwingen, «Hoselopf» mit dem Schwingerkönig Thomas Sutter oder Melken der Geiss Bethli, ganz klar dass der Auswärtige keine Chance hatte gegen die Eingeborenen.
(...) Die kraftvollen Heavy-Metal-Einlagen der Litterband
erzeugten einen willkommenen Kontrast zum ironischen Wortgeplänkel. (...) Gion Mathias Cavelty will den Literaturzirkus nicht mitmachen und nimmt ihn auf die Schippe, in dem er selbst ein bisschen Zirkus macht. Er und seine Protagonisten der Literaturshow hatten ganz offensichtlich viel Spass auf der Bühne.
(Monica Dörig, 23. August 2003, anlässlich des Gastspiels in Appenzell)
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ZüriTipp:
Yippiiiiiie! Gion Caveltys Literaturshow hat für einmal ein vernünftiges
Themas: "Glanz und Elend des Country": (...) So gespalten wie unser kriegsbedingtes Verhältnis zu Amerika ist die Country Music in sich schon, seit es sie gibt.
(...) Nun hat der Schriftsteller und Showmaster Gion Cavelty - der sonst eigentlich nur Metal hört - über ein Best-of-Album von Johnny Cash und da vor allem über den vom verstorbenen «Playboy»-Karikaturisten Shel Silverstein komponierten Song «A Boy Named Sue» seine Liebe zu Country entdeckt. Am Ende einer Show sang Cavelty kürzlich sogar «Ring Of Fire», und das «kam super an», wie er kommentiert.
Für sein nächstes Programm hat er nun ein viel versprechendes Trio zur Diskussion geladen: Da ist, Lady first, die Medienfrau Monika Schärer, die ein Jugendjahr in Kansas City zugebracht hat und die Musik des ebenso exaltierten wie genialen Lyle Lovett liebt. Dann ist der Atlantis-Forscher Eberhard Zangger dabei, der zwar vier Jahre in Amerika gelebt hat, Country dort aber nie länger als fünf Minuten am Stück ertrug. Als dritter und sicher sachkundigster Teilnehmer vervollständigt John Brack, Schweizer Countrysänger der ersten Stunde, die Runde.
(...) Bush werden wir vermutlich nach diesem Abend noch immer nicht verstehen. Hank Williams und Johnny Cash vielleicht umso mehr.
(Susanne Loacker, 28. März 2003, anlässlich der 10. Show)
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Landbote:
Ob Nähanleitung oder Neuschneedeskription - jeder Text hat seine
eigene Poesie, lernt man in Gion Mathias Caveltys Literaturshow: (...) Die
Literaturshow geht normalerweise im Zürcher Jazzclub Moods über die Bühne,
aber nicht letzten Dienstagabend: Da lud Cavelty zu einem Gastspiel ins Casino
Winterthur, und die Winterthurer kamen zuhauf. Natürlich durfte auch eine
Winterthurer Gast auf dem Talksofa Platz nehmen: Jolanda Schneider, ihres
Zeichens Europameisterin im Teddybärdesign der Kategorie
"unbekleidet". (...) Um einiges schräger ging's mit einem weiteren
Sofagast, dem Neuropharmakologen Felix Hasler, zu und her. Die Rezitation der
Seite 17 aus Haslers Dissertation liess es schon erahnen: ein einziger breiter
Stream of Consciousness psychedelischer Moleküle. Hasler, der durch seine
elektrisierte Frisur auffiel, wirkte verdächtig angeregt - vor allem als er
über seine Selbstbetäubungsversuche mit LSD berichtete. Und für eine
zusätzliche Betäubungssteigerung sorgte Caveltys Live-Band mit
ohrenbetäubenden Heavy-Metal-Einlagen. (...) Doch es fanden nicht nur
Sinndemontagen statt: Die Einladung von TV-Wetterfrosch Thomas Bucheli
beispielsweise hatte zur Folge, dass sich dieser eingehend mit Belletristischem
beschäftigte. So präsentierte Bucheli unter anderem einen Schmöker mit dem
vielsagenden Titel "Chaos an der Costa Brava" und zeigte auf, wie oft
doch Literatur auf Wetterbeschreibungen zurückgreift, um Stimmung zu erzeugen.
(...) Und wie berührend war doch ein intimes Geständnis Buchelis: Weil er am Rande
einer Kiesgrube aufgewachsen sei, trage er sich dank dem heutigen Auftritt ganz
ernsthaft mit dem Gedanken, einen Roman zu schreiben. Der Arbeitstitel laute
"Der Geist in der Kiesgrube". Das war wohl die konstruktivste Wirkung
von Caveltys Show: Dass Wetterfrösche aktiv die Literatur entdecken.
(Peter Jankovsky, 28. März 2003, anlässlich des Gastspiels in Winterthur)
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Tages
Anzeiger: Ein Berseker entwickelt Benimm: Caveltys
Literaturshow im «Moods» ist Kult. (...) Seit
gut anderthalb Jahren moderiert der verstossene Dichter einen Comedytalk im
Moods, lose im Abstand von zwei Monaten. Ironiegesättigt, aber sehr trocken und
schön spröde, mit der tatsächlich knüppelharten Litterband
und seit einiger Zeit mit der sprechenden Topfpflanze
Marvin, der «Facts»-Redaktor Thomas Widmer hinter dem Vorhang die Stimme
(und den Geist) leiht. Es gefällt dem Publikum, es kommt in Scharen. Es heisst
Caveltys Literaturshow und schiesst noch immer hassgetränkte Liebespfeile gegen
das dunkle Imperium der Literatur. (...)
Man könnte den Abend unter dem grossräumig vermiedenen Motto «Advent - ein
Problem» auch klinisch beschreiben. Felix Hasler, Neuropharmakologe und erster
Gast, dozierte mit überspannter Gelehrtenfrisur und viel Wille zur Komik über
LSD. Ozeanische Selbstentgrenzung stellt sich ein, wenn der Trip gut einfährt,
mit angstvoller Ich-Auflösung muss allerdings bei Fehlindikation gerechnet
werden. Drogen blieben ein wichtiges wie dankbares Thema, und Selbstentgrenzung
trifft das Gaudi recht genau, weil der Schriftsteller Cavelty sich
erstaunlicherweise zurückhielt und vor allem den Impulsgeber gab. (...) Und als
Marvin, die Topfpflanze, den Gewinner der Rubrik «Satz des Monats»
philosophisch von Hegel bis Baudrillard kommentierte, trafen sich Bildung und
Trash doch noch gütig. Der Satz von Ronny Rickli
aus Niedergösgen ging so: «Laptops sind tragbare Pornokinos.»
(Tobi Müller, 6. Februar 2003, anlässlich der 9. Show)
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Faces:
Gion Caveltys Literaturshow ist längst zum Kult geworden. Anders
lässt es sich nicht erklären, dass unser aller Lieblingsbündner in
regelmässigen Abständen aus Chur ins Moods gerufen wird. Ihm zur Seite stehen
die sprechende Topfpflanze
Marvin, gesprochen von Facts Redaktor Thomas Widmer, und die heftig
schreddernde Litterband. Diesmal nahmen Platz auf der
Gästecouch: Felix Hasler, Neuropharmakologe. Wenn er nicht gerade menschliche
Testobjekte im Burghölzli mit LSD intravenös ins Nirvana schickt, hält er
sich die fieseste Frisur eines verrückten Wissenschaftlers seit Dr. Mabuse.
Ebenfalls zu Wort kam Nicole Amrein, Ärzteromanautorin, deren täglicher Output
höher ist als derjenige von Konsalik in zehn Jahren. Und wenn nicht gerade
Ohrenfiebermesserroulette gespielt wurde, las Stargast Beat Schlatter das
rührende Märchen der Jungfrau mit dem dicken Arsch und dem Prinz, der unter
ihr erstickte. Literatur kann so schön sein.
(Faces, 27. Februar 2003, anlässlich der 9. Show)
Artikel als Bild
(.jpg)
Tele: Also, das Frauenbild des
Erfolgsautors Gion Cavelty lässt ja wirklich zu wünschen übrig: In seiner
Literaturshow in Zürich hat der Bündner mehr als einmal eine Frau auf der Bühne
mit «Fräulein» angeredet. Auch wenns ironisch gemeint war: ein dickes
Pfui!
(10. Oktober 2002, anlässlich der 8. Show)
NZZ
Folio: "Mehr RTL2, du Gurke!" (...) Das grosse Trotzdem hält auch Gion Mathias
Cavelty, 28, am Werken. Der Suhrkamp-Autor von Büchern wie «Endlich Nichtleser» oder
«Quifezit» ist als Sohn eines Bündner CVP-Ständerats und Anwalts in eine Welt geboren worden, die keine Zweifel kennt, was gut und
was böse ist. Für Cavelty ist «Alice im Wunderland» deshalb bis heute das wichtigste Buch, weil es ihn glauben macht, dass die
Welt voller Überraschungen ist und nichts einfach. (...) Bücher schreibt man heute fürs Antiquariat, wo sie tot herumliegen und vermodern, sagt
Cavelty. Wer schreibt, kann sich gleich
einsargen. Literatur hat nichts mit dem Leben zu tun, Schriftsteller, vor allem Schweizer Schriftsteller, verwechseln das Leben
mit dem Bahnhofbuffet Olten. Konventionelle Lesungen hasst er: diese offenen Münder im Publikum. Bin ich der Heiland oder was?
Gesicht und Haltung von älteren Berufskollegen stimulieren ihn ausnahmslos zu dieser einen Frage: Will ich werden wie die?
Cavelty hat zwei Auswege gefunden aus dem Schlamassel: Der erste heisst Heavy Metal. Cavelty steigt aus seinem Grab als
Heavy-Metal-Sänger, wo Leben auch Sockenwaschen bedeutet. Das war sein Schlüsselerlebnis: diese harten Jungs von Dimmu Borgir
hinter der Bühne beim Sockenwaschen zu beobachten. Er prägte danach den Satz: «Letzten Endes ist das Leben eine grosse
Sockenwäscherei.» Caveltys zweiter Ausweg ist die Literaturshow. Aus Buchstaben eine Show zu machen und damit die Vergänglichkeit, die eigene wie
die der Worte, akzeptieren zu lernen, ist das hohe Ziel. Immer mal wieder und immer dienstags stellt sich Cavelty im Zürcher
Jazzclub Moods auf die Bühne, begleitet von seiner knüppelharten Litterband
(bringt Glamour rein), von Topfpflanze Marvin (eine Pflanze hat den Vorteil, dass sie nicht davonlaufen kann), einer schönen Frau (bringt Glamour rein) und Gästen.
Zu Cavelty kommt alles, was nicht als Literatur im strengen Sinne gilt, also Rosamunde Pilcher, Wetterfrosch Buchelis Dissertation
«Die Neuschneedichte von 1705», Chris von Rohrs «Hunde, wollt ihr ewig rocken». Die schöne Frau liest jeweils die Seite 17 des
entsprechenden Werkes vor, danach gibt’s «subintellektuelle Diskussionen», wie Cavelty sagt.
Caveltys Show kommt an, beim Publikum wie auch bei der Presse, die gerne darüber berichtet, wenn auch nicht immer hymnisch. Frau
Weder von der NZZ etwa, die die Bierseligkeit der Veranstaltung angeprangert hat, muss eine ziemlich humorlose Frau sein, sagt
Cavelty. Sie habe offenbar nicht begriffen, dass bei ihm ein Umdenken stattfinde von den Kategorien U (Unterhaltung) und E
(Ernsthaftigkeit) hin zu Ü.
(Ursula von Arx, 7. Oktober 2002)
20Minuten: Vor nichts
grauste es Gion Mathias Cavelty mehr als vor langweiligen Lesungen. Und damit
der Autor («Endlich Nichtleser») nicht zur Verkörperung seiner eigenen
feuilletonistischen Albträume wird, bietet der Exil-Bündner jeweils eine
illustre Gästeschar auf - selbstverständlich passend zum jeweiligen Thema des
Abends. Nun gut, mehr oder weniger zumindest. Denn was Eufemia Stadler,
Weltmeisterin im Dauerbügeln, zum Thema Heavy Metal beitragen wird, bleibt wohl
bis heute (21 Uhr, Schiffbau) Caveltys Geheimnis. Absehbarer sind da schon die
Beiträge von Chris von Rohr und dem Metal-Gelehrten Martin Stelzer aus München.
Wobei man mit Prognosen bei Caveltys Shows alleweil vorsichtig sein sollte. Oder
wer will ernsthaft behaupten, er hätte Elvis-Songs auf seiner Rechnung gehabt -
zumal interpretiert von Anglistik-Professorin Elisabeth Bronfen? Eben. Tja, bei
Cavelty ists halt ein wenig wie in dieser bekannten Auto-Werbung. Nichts ist unmöglich,
«Hauptsache, das Publikum hat Spass», wie er es auszudrücken pflegt. Deshalb
werden auch diesmal wieder Caveltys bewährte Brüder und Schwestern im Geiste -
darunter Topfpflanze Marvin, Bettina Walch, Karin Lanz und Linus Reichlin - für
knüppelharte Unterhaltung sorgen. Und das nicht nur wegen des Mottos der
heutigen Show.
(Lukas Rüttimann, anlässlich der 7.
Show)
20Minuten:
Der mit dem Topf spricht: Der Bündner Autor und Literatur-Aktivist Gion Mathias Cavelty (28) steht auf Eunuchen-Metal und sprechende Topfpflanzen. Auch seine Literatur-Shows sind eine Hommage ans Schräge.
King Diamond hätte bestimmt Freude an seinem grössten Fan. Denn wie beim dänischen Metal-Sänger mit der kultigen Gesichtsbemalung ist auch Gion Mathias Cavelty in erster Linie ein Entertainer: «Ich will unterhalten», sagt der Exil-Bündner. «Bei mir soll Literatur dürfen, was sie sonst nicht darf.»
Kein Wunder sind seine Auftritte, von denen der nächste am Dienstag zum 6. Mal über die Bühne geht, innert kurzer Zeit zum Kult-Anlass mit Promi-Beteiligung geworden. Stargäste wie die
sprechende Topfpflanze Marvin (interpretiert von «Facts»-Autor Thomas Widmer) lassen denn auch keine Zweifel offen: Der Autor, dessen Buch «Endlich Nichtleser» ein Verkaufserfolg wurde, mags unkonventionell. Und spätestens wenn der stets schwarz gekleidete Cavelty als Sänger seiner
Litterband
«Smoke on the Water» in einer Rammstein-Version mit rätoromanischen Texten zum Besten gibt, sollte es auch den Feuilletonisten dämmern, dass Cavelty eher ein schelmenhafter Literatur-Schalk denn ein angestrengter Intellektueller ist. «Mir gefällt die Absurdität - und solange ich nicht in den Sauglattismus abdrifte, mache ich weiterhin, was mir gefällt.»
Ein Mann, ein Wort. Auf dass nicht nur Gions Lieblingsstadt Cleveland, sondern auch Zürich weiter in seinem erfrischendem Literatur-Groove rockt.
(Lukas Rüttimann, anlässlich der 6.
Show)
Züritipp: Drei Abende und eine elfteilige
Veranstaltungsreihe bescheren dem Schiffbau des Schauspielhauses demnächst
Gesprächsstoff und Esprit im Übermass. (...) Literaturshow: Das Jazzlokal «Moods»
steht zwar nicht unter dem direkten Einfluss der Schauspielhaus-Direktion, ist
jedoch auch im Schiffbau beherbergt. Gion Mathias Cavelty und Martin Walker
bringen dort am Dienstag ihre 5. Literaturshow über die Bühne, die sie zur «grossen
Jubiläumsshow» deklariert haben. Wie auch in diesem Heft schon zu lesen war,
scheiden sich vor allem an Cavelty die Geister; die einen erfrischen sich an
seiner koketten, vor Lächerlichkeiten nicht zurückschreckenden Attitüde als
Literaturbetriebsrebell, die anderen halten ihn schlichtweg für einen
arroganten Schnösel. Sei dem, wie es sei, Walker, Cavelty und ihre
unerschrockene Heavy-Metal-Begleitcombo Litterband
empfangen diesmal die Gäste Susanne Kunz («Bestes SMS 2001»), Oskar Kuhn («Bestes
Gedicht 2001») und Jürg Brändli («Beste Rhythmusgitarre 2001») zu Gespräch
und (koketten bzw. arroganten) Ungewissheiten.
(Dominik Dusek, anlässlich der 5. Show)
azLive: Literatur,
Humor und harte Musik
Artikel als Bild (.jpg)
Facts:
Gesellschaft: Lifestyle Talk – Zappaist Gion Mathias Cavelty, 27: Mit
skurrilen Literaturshows kämpft der Bündner Schriftsteller wider den
tierischen Ernst in der Literaturszene.
(Interview: Ruth Brüderlin)
Artikel als Bild (.jpg)
St. Galler Tagblatt: "Ein
Dienstagabend im Dezember. Das Zürcher Jazzlokal «Moods» im hippen Kreis 5
ist bis auf den letzten Platz gefüllt, die Bar in Vollbetrieb. Der Geräuschpegel
sinkt schlagartig gegen null, als punkt neun Uhr die «Litterband» ihre Höllenmaschine
in Fahrt setzt und Gion Mathias Cavelty, Bündner Schriftsteller, zusammen mit
Martin Walker, Redaktor beim «Schweizer Buchhandel», ins Scheinwerferlicht
tritt: Auftakt zur vierten «Literatur-Show», die jeden zweiten Monat
stattfindet und sich in der Zürcher Kulturszene bereits etabliert hat. (...) «Literatur
soll Spass machen und nicht mittels staubtrockenen Vorlesungen vermittelt werden»,
sagt Talkmaster Cavelty. Er will die Zuschauer mit «Show-Einlagen» unterhalten
und trotzdem «den Wert der Literatur nicht verkennen». Dem Publikum gefällts,
wie der überfüllte Saal im «Moods» zeigt, wo es auch einmal schräg zu und
her gehen kann: Linus Reichlin, «Weltwoche»-Kolumnist, Elisabeth Bronfen,
Englisch-Professorin an der Uni Zürich, und der taiwanesische Krimiautor
Wen-Huei Chu sitzen auf dem Sofa. Daneben liegt das Christkind tot auf dem
Boden. Cavelty und Walker verhören die Gäste, auf der Suche nach dem Mörder.
Mit Humor wird zudem über «das Erleben von Literatur» geplaudert, dabei
werden schon einmal Einzelheiten aus dem Privatleben der Anwesenden verraten:
Elisabeth Bronfen gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihrer Leidenschaft, dem
Schiessen, erzählt. Applaus."
(Sibylle Stillhart, anlässlich der 4. Show)
ganzer
Artikel
Facts: "Das
Jazzlokal «Moods» im Zürcher Schiffbau ist ein passender Ort für einen
Literaturabend. «Ein genialer Platz», sagt der Bündner Schriftsteller Gion
Mathias Cavelty. Er veranstaltet dort seit diesem Jahr alle zwei Monate eine
Literaturshow zusammen mit Martin Walker, Redaktor beim «Schweizer Buchhandel».
Doch die Töne, die im «Moods» angeschlagen werden, sind hart. «Litterband»
heisst die Hardrock-Gruppe, die durch den Abend führt. Ihr Name zeigt, wie nahe
Abfall und Literatur sind - zumindest im Englischen. In den Kübel wandert hier
die hehre Literatur, und das, was im literarischen Kanon als Abfall gilt, wird
auf der Bühne präsentiert. «Unsere Show soll ein Forum sein für Genres und
Gattungen, die sonst vom Literaturbetrieb ignoriert werden», sagt Cavelty. Ob
Horrorbücher oder Kioskheftchenromane - in der Literaturshow werden sie
thematisiert. Marie-Louise
Marjan, die Mutter Beimer aus der «Lindenstrasse», liest via CD aus dem neuen
Roman «Wintersonne» von Rosamunde Pilcher vor. Ihre süsse Stimme wird
ausgeblendet, und die Litterband zerschlägt den Zuckererguss. Gemäss der
Autorin sei dieses Buch «eine Liebeserklärung an das Leben», sagt das
Moderatorenduo Cavelty/Walker lakonisch und begrüsst das Publikum zur dritten
Literaturshow. «Die schöne Welt der Rosamunde Pilcher», heisst das Thema des
Abends. Doch an den Tischchen sitzen nicht ältere Damen bei Kaffee und Kuchen
und träumen vom harmonischen Leben der Pilcher-Bücher, sondern über hundert
junge Leute, die an ihrem Bier nippen oder an der Zigarette ziehen und sich auf
einen witzigen Abend freuen. Lotte Fleury, die Präsidentin des
Rosamunde-Pilcher-Fanklubs Schweiz, hat sich als Talkgast in die Höhle des Löwen
gewagt. Die betagte Frau versinkt beinahe im Sofa auf der Bühne, wirkt zunächst
unfreiwillig komisch, doch im Laufe des Gesprächs zeigt sie sich durchaus
selbstironisch und wippt am Schluss sogar zur Musik der Litterband. Die
belustigende Romantikerin wird zur lustigen Alten. Das Publikum schliesst sie
ins Herz. «Wir wollen Menschen
einladen, die das Publikum interessant findet und auch von anderswo kennt»,
sagt Cavelty. «Dort wollen wir ansetzen und Bezüge zur Literatur suchen.»
Nachdem die Seite 17 aus der Diplomarbeit von Thomas Bucheli vorgelesen wurde,
wechseln die Moderatoren von der «Neuschneedichte zum Neuschneedichter» und
plaudern mit dem Wetterfrosch über die Meteolyrik."
(Daniel Arnet, anlässlich
der 3. Show)
ganzer
Artikel
Tages-Anzeiger: "Im zweiten "Talk on Tuesday"
im "Moods" glänzten Gion M. Cavelty und Martin Walker."
(Cornelia Herberichs)
Züri-Tipp: "
Warum, zum Henker, wird launische Selbstüberhöhung im Literaturbetrieb mit
Verachtung gestraft? Popbands dürfen schliesslich auch ungestraft Sätze von
sich geben wie «Wir repräsentieren einen Traum» (Zoot Woman). Wenn aber ein
linkischer, meist schwarz gekleideter Bündner Autor zu ähnlichen Tricks
greift, scheint er sich hier zu Lande komischerweise unbeliebt zu machen. Der
adrett aussehende Gion M. Cavelty lässt sich von Fernsehkameras filmen, wie er
auf einem Flachdach unbeholfen Heavymetal-Gitarre spielt, er betreibt als
Talkshowmaster egozentrischen Ulk und erreicht Verwirrung: «Meint der das jetzt
ernst oder was?» Gut so! Und sein Buch «Endlich Nichtleser», nicht als
finales Rebellenstatement, sondern als ein Pamphlet versponnener Willkür, als
Fabel aus Gedankensprüngen und hilflosem Hass genommen, macht Freude. Immerhin
greift es (wie auch die dazugehörige fulminante Homepage www.nichtleser.com)
in salopper Weise das Gedankengut eines der interessantesten Besessenen der
Trash-Literaturgeschichte auf: des Horror-Neurotikers H. P. Lovecraft. Wer den
so verwegen in Beschlag nimmt, kann kein schlechter Mensch sein."
(Dominik Dusek)
Sonntags-Zeitung: "Dichtung
wird laut. Die Slam-Poetry feiert Literatur als Szene-Event und ihre
Protagonisten wie Rockstars (...) Es geht darum, sich selbst zu inszenieren und
Pointenfeuerwerk abzufackeln. Schweizer Meister dieser Disziplin ist Gion
Mathias Cavelty. Der Bündner Jungschriftsteller («Endlich Nichtleser») wirft
an seinen Comedy-Leseabenden mit Büchern, Zoten und Heavymetal-Riffs um sich.
Unter dem Motto «Schreiben in schwierigen Zeiten», liess er jüngst den
Alt-68er Silvio Blatter gegen die Ex-«Big Brother»-Insassin und
Teilzeit-Poetin Janine antreten. Blatter verliess verstört das Podium - zum
Gaudi des Publikums."
(Philip Wegmüller)
last update 09/02/06
©Myriam Dunn